Positive Psychologie für die Feiertage

Je näher der 24. Dezember rückt, desto deutlicher zeigt sich alle Jahre wieder: Weihnachten ist ein Riesenthema, und für viele ein Reizthema. Und zwar aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Deshalb habe ich mich entschieden, in dieser digitalen Weihnachtspost jetzt mal ein paar Last-Minute-Erste-Hilfe-Tipps (was für ein Wort!) für die Feiertage zusammenzutragen für drei klassische Fälle, die mir auch im Coaching immer wieder begegnen. Schauen Sie doch mal, ob Sie sich in einer der Kategorien wiederfinden und ob Ihnen meine Tipps helfen:

  1. Der Weihnachtsperfektionist
    Der Weihnachtsperfektionist freut sich in der Regel auf Weihnachten, kriegt aber jedes Jahr mordsmäßig Stress im Advent. Schließlich ist zwar alle Jahre wieder Weihnachten, aber eben nur einmal, und da sollte es dann eben bitte auch perfekt sein, und zwar möglichst alles: von den selbst gebackenen Plätzchen, der handgeschriebenen Weihnachtspost, dem Christbaum, den mehrgängigen Menüs an den Feiertagen und natürlich den mit Herz und Verstand ausgesuchten und liebevoll verpackten Geschenken.


    Mein Tipp: Weniger ist mehr. Ich verstehe, dass die oben aufgezählten Dinge für sich alle sehr schön sein können. Die Frage ist aber, ob das wirklich alles sein muss. Bevor sie, um all das hinzukriegen, völlig gestresst durch Ihr Weihnachtsprogramm navigieren, suchen Sie sich doch lieber ein oder zwei Punkte heraus und genießen und zelebrieren sie diese. Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen: Abends bei schöner Musik und einer Tasse Tee oder einem guten Glas Rotwein genüsslich und gemütlich Weihnachtspost schreiben macht viel mehr Spaß, als im Geiste nebenher auszurechnen, wie lange der Plätzchenteig jetzt schon im Kühlschrank ist, oder zwischendurch alle zehn Minuten Vanillkipferl aus dem Rohr zu holen. Auch bei Weihnachten gilt: Multi-Tasking verursacht Stress.

    Wenn Sie noch viel vor haben in den nächsten Tagen, fragen Sie sich bitte: Was davon brauche ich wirklich? Was kann ich weglassen oder vielleicht outsourcen?

  2. Der Weihnachtshasser

    Beim Weihnachtshasser verursacht bereits der Gedanke an Weihnachten ungutes Bauchgrimmen. Oft finden sich Weihnachtshasser im direkten oder weiteren Umfeld von Weihnachtsperfektionisten wieder. Deren Weihnachtsaktionismus fühlt sich für den Weihnachtshasser so falsch und unnatürlich an, dass er am liebsten weglaufen und sich entziehen würde. Tut er aber in der Regel nicht, da er sich den Erwartungen der Weihnachtsperfektionisten nicht entziehen kann oder will.


    Mein Tipp: Wenn Sie, um des lieben Frieden willens oder weil es Ihre familiäre Situation tatsächlich erfordert, sich den Erwartungen nicht ganz entziehen können oder möchten, dann tun Sie das wenigstens zwischendurch so oft wie möglich. Machen Sie einen Spaziergang oder gehen Sie irgendeiner Tätigkeit nach, die Ihnen Spaß macht, um Ihnen als Gegengewicht zur ungeliebten Pflicht selbst gute Gefühle zu bescheren. Fragen Sie sich: Was würde mir jetzt zum Ausgleich gut tun?

  3. Der Augen-zu-und-durch-Weihnachter

    Der Augen-zu-und-durch-Weihnachter kann an Weihnachten aus Gründen, die er - zumindest aktuell - nicht zu ändern vermag, nicht so, wie er oder sie gerne würde.
    Vielleicht fehlen Ihnen Menschen, mit denen Sie gerne feiern würden, weil Sie eine Scheidung oder eine Trennung hinter sich haben, oder einen geliebten Menschen durch den Tod verloren haben. Dann sind die Feiertage für Sie vielleicht in erster Linie traurig, weil der Verlust an einem Fest wie Weihnachten noch spürbarer ist.
    Vielleicht leben Sie aber auch aus freien Stücken und zufrieden alleine oder eher zurückgezogen, haben damit gar kein Problem, aber an Weihnachten fühlt es sich komisch an, weil die Menschen um Sie herum alle ganz klassisch Weihnachten feiern. Schon allein der Frage “Und was machst Du an Weihnachten?” würden Sie am liebsten aus dem Weg gehen.


    Mein Tipp: Versuchen Sie, alle Konventionen gedanklich auszuschalten. Falls Ihnen das Freude macht (aber nur dann!), gestalten Sie Ihre Wohnung auch für sich alleine so schön, wie sie es für oder gemeinsam mit anderen tun würden. Nutzen Sie die Feiertage dafür, es sich so richtig gut gehen zu lassen, wie auch immer das bei Ihnen aussieht: sich ein bisschen Wellness zuhause gönnen mit einem Schaumbad bei Kerzenlicht, sich etwas richtig Schönes und vielleicht Aufwändiges kochen, stundenlang auf die Couch gekuschelt lesen oder völlig hemmungslos die Lieblingsserie binge-watchen, bis Sie nicht mehr können, ausgiebig mit lieben Menschen telefonieren. Erledigen Sie keine Weihnachtsanrufe, die Sie erledigen müssen, sondern rufen Sie jemanden an, dessen Gesellschaft Ihnen gut tut und Freude macht. Falls Sie Bedenken haben, an den Feiertagen bei Ihren Freunden zu stören: Fragen Sie vorher nach, vielleicht ist die Person ja froh, sich mal für eine halbe Stunde dem Familientrubel entziehen zu können.

Welcher Weihnachtstyp sind Sie?

Haben Sie sich und Ihre Weihnachtsgefühle bei Typ 1, 2 oder 3 wiedergefunden? Oder changieren Sie, wie ich, zwischen zwei verschiedenen Typen? Ich würde mich freuen, wenn Sie es mir im Kommentar verraten.

Wenn Sie Lust haben, prüfen Sie doch bei dieser Gelgenheit mal, ob Sie Weihnachten so verbringen, wie Sie es wollen, oder ob Sie mehr Erwartungen und Konventionen nachgeben, als Ihnen eigentlich lieb ist.

Was nämlich allen diesen Weihnachtstypen und -szenarien zugrunde liegt, ist das Thema Erwartungen. Erwartungen an mich selbst, Erwartungen von anderen und gesellschaftliche Erwartungen. Und Erwartungen stehen meist unseren eigenen Bedürfnissen im Wege.

Ich wünsche Ihnen von Herzen schöne und frohe Weihnachtstage, ganz nach Ihrem Geschmack. Lassen Sie es sich gut gehen und sorgen Sie gut für sich und Ihre Bedürfnisse!

Herzliche Grüße

Ihre Eva-Maria Prokop

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