Über Blumen, Selbstliebe und den ersten Schnee

Diese Blumen habe ich mir heute selbst geschenkt. Nachdem ich in aller Früh den Tag mit einem wundervollen Waldspaziergang begonnen habe, um den ersten Schnee zu feiern, und bevor ich eineinhalb Stunden damit zubrachte, meinen mehr und mehr im Chaos versinkenden Schreibtisch aufzuräumen. 

Es ist nicht so, dass ich nichts zu tun hätte, im Gegenteil. Gestern hatte ich Entwicklungsgespräch bei meiner wunderbaren Ausbilderin Sabine Asgodom und kam voller Tatendrang und neuer Ideen, was es so alles anzupacken gibt, nach Hause. Gleichzeitig war ich ganz schön stolz auf mich. Denn im Vorfeld des Gesprächs hatte ich mir mal vor Augen geführt, was ich dieses Jahr schon alles auf die Beine gestellt, in die Wege geleitet und geleistet habe. 

Diese wertschätzende und respektvolle Haltung mir selbst gegenüber hatte ich nicht immer. Früher war mein innerer Kritiker, dem nichts gut genug war, mein ständiger Begleiter, der unablässig auf mich einzeterte. Damals wäre ich von einem Termin wie dem gestrigen nach Hause gekommen und hätte mich innerlich geohrfeigt dafür, dass ich das, was sich im Gespräch entwickelt hatte, nicht schon längst umgesetzt hatte (hättest ja auch mal früher drauf kommen können, dann wärst du jetzt schon viel weiter, ist ja typisch...). 

Das Gefühl stolz auf mich zu sein kannte ich bis vor ein paar Jahren nicht und fand damals den Gedanken, auf sich selbst stolz zu sein, auch irgendwie absurd. In den letzten Jahren habe ich viel und intensiv daran gearbeitet, meinen Fokus zu verändern, mit Erfolg. Ohne es zu wissen auch mit Tools der Positiven Psychologie, die ich heute im Coaching verwende. 

Während also einst der Kritiker tobte, belohne ich mich heute mit einem Schneespaziergang und Blumen, weil ich wertschätze, was ich geschafft habe und stolz darauf bin, auch wenn noch sehr viel Arbeit vor mir liegt. Ich habe meinen Schreibtisch aufgeräumt, weil ich mir dieses Chaos nicht mehr länger zumuten wollte und mir somit selbst Respekt entgegenbringe. Fühlt sich ziemlich gut an. 

Die Idee mit dem Schreibtisch kam mir, als ich vom Spaziergang nach Hause kam und gerade im Begriff war, so wie in den letzten Tagen, aus Zeitgründen alle Papiere achtlos auf die Seite zu schieben und mit den ach so dringenden E-Mails anzufangen. Doch dann hielt ich inne, denn das Gespräch mit Sabine spukte noch in meinem Kopf herum. Wir sprachen über mein Burnout-Nachsorge-Programm und sie fragte mich, was in meinen Augen die wichtigsten Punkte sind für das Leben nach dem Burnout. 

Da gibt es einige, sagte ich, aber einen ganz wesentlichen, der irgendwie auch allem anderen zugrunde liegt, und das ist Selbstliebe. Selbstliebe hat übrigens nichts mit Selbstverliebtheit zu tun, es hat nichts Überhebliches, es bedeutet, liebevoll, wertschätzend, fürsorglich und gut mit sich umzugehen und ist meiner Ansicht nach ein ganz wesentlicher Schlüssel zu Wohlbefinden und Gesundheit. Und zwar nicht nur im Zusammenhang mit Burnout. 

An dieses Gespräch denkend, fiel mir ein, dass ich mich in den letzten, recht arbeitsreichen Wochen, immer wieder dabei ertappt hatte, in alte Muster zu fallen: mir keine Pausen zu gönnen, im Chaos zu arbeiten, meine Bedürfnisse hinten an zu stellen ... 

Das war der Moment, in dem ich dachte: Nein! Nimm Dir die Zeit, hier aufzuräumen. Ich käme nie auf die Idee, einem anderen Menschen so einen Arbeitsplatz zuzumuten. Warum bringe ich mir diesen Respekt nicht selbst entgegen? Abgesehen davon natürlich, dass an einem aufgeräumten Arbeitsplatz alles viel schneller geht, ich mich an einem ordentlichen Schreibtisch wohler fühle, lieber dort Zeit verbringe und durch all das weniger Stress empfinde. Nun freue ich mich schon den ganzen Tag über die Ordnung, und die Blumen kommen auch viel besser zur Geltung. 

Selbstliebe beginnt mit Selbstachtung, Selbstrespekt und Selbstfürsorge. Und führt im besten Falle zu Selbstwirksamkeit, und die ist ganz wichtig für unsere psychischen Abwehrkräfte, die Resilienz. Mehr zu allen diesen "Selbsts" und wie man sie am besten angeht, gibt es bald hier. 

Überlegen Sie doch schon mal, ob Ihnen vielleicht spontan Situationen einfallen, in denen Sie besser mit sich umgehen , freundlicher mit sich sprechen, sich mehr Respekt entgegenbringen oder stolz auf sich sein könnten. Ich bin mir sicher, Sie werden etwas finden. Fangen Sie mit kleinen Schritten an. Sie wünschen sich Unterstützung dabei? Dann lassen Sie uns gemeinsam bei einem unverbindlichen Selbstfürsorge-Erstgespräch schauen, wo Sie am besten ansetzen können.

Herzlich,

Ihre Eva-Maria Prokop

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